Sonntag, 2. Dezember 2012

Im Landhaus

Ein Zimmer, hohe Decken, teure Einrichtung, selten genutzt. Leonardo tritt von rechts hinein, zündet sich eine Zigarette an, zieht zweimal, langsam, dann tritt Immanuel von links hinein.
IMMANUEL: Das ist leer, so wie der Rest vom Haus.
Leonardo zuckt mit den Schultern
IMMANUEL: Aber lange kann es noch nicht weg sein, vor einer halben Stunde habe ich noch danach
gesehen.
LEONARDO: Na, dann wird es ja wohl noch irgendwo sein.
IMMANUEL: Keine Sorgen?
LEONARDO: Nur oberflächlich, ich glaube es weiß besser was es tut als wir.
IMMANUEL: Es ist ein Kind.
LEONARDO: (lachend) Du scheinst keine Kinder zu haben. (Pause). Es ist genau sowenig Kind wie du und ich. Vermutlich weniger.
Jacks Kopf erscheint hinter einem der Möbelstücke, er reibt sich die Stirn und steht dann auf.
IMMANUEL: Warst du die ganze Zeit hier?
JACK : Hab geschlafen, war müde.
LEONARDO: Und verkatert. Verpasst hast du nichts, oder nichts, was keiner vorhergesehen hätte.
IMMANUEL: Es ist weg, weg, davon!
JACK : Wie, weg? Durchs Fenster?
IMMANUEL: Du weißt genau soviel wie ich, ist irgendwann verschwunden.
JACK : Scheiße! War ja klar, dass ihr Antiquitäten es verliert. Ich hab Hunger.
LEONARDO: Du hättest ja auch deinen Teil tun können.
IMMANUEL: Genau, Verräter!
JACK : Ihr hattet doch recht deutlich klar gemacht, das was ich hier mache nichts wert ist.
LEONARDO: Du bist ja beleidigt.
IMMANUEL: Eingeschnappt!
LEONARDO: Wie ein kleines Kind. Vielleicht sollten wir dich da oben einsperren.
JACK : Bin fast versucht zu sagen, das wäre ergiebiger.
IMMANUEL: Sollen wir suchen?
LEONARDO: Ich glaube der Stürmer ist schon da draußen, wäre doch schade, wenn wir all die schönen
Blumen zertrampeln.
IMMANUEL: Vielleicht braucht er Hilfe.
JACK : Der Typ?
IMMANUEL: Also ich geh raus.
Immanuel ab, nach links. Jack läuft zu einer Couch, lässt sich fallen.
JACK : Und jetzt?
LEONARDO: Wenn es nicht wieder auftaucht sind wir auch nur da wo wir eh schon waren. Oder hast
das Gefühl dem Ganzen nähergekommen zu sein?
JACK : Ach, ab und zu, nachts.
LEONARDO: Und morgens der Schädel. Verstehen kann ich dich. Was zu trinken?
Er schenkt zwei Gläser ein. Sie stoßen an.
JACK : Wenigstens kriegt man bei euch Bonzen was vernünftiges zu trinken.
LEONARDO: Bonzen? Haben wir sowas nicht schon zu Lebzeiten hinter uns gelassen?
JACK : Ach, eigentlich steht es ja doch noch alles recht klar da.
LEONARDO: Und du, hast du die Aufmerksamkeit nicht auch genossen? Bis es...
JACK :(unterbricht ihn) Fang jetzt bitte nicht mit meinen Nerven an.
Von der rechten Seite kommt Immanuel zurück, außer Atem.
IMMANUEL: Er hat es irgendwo draußen gefunden, er hat es!
LEONARDO: Warum machst du dann so ein Theater?
Von links tritt Marc-Antoine auf, an der Hand Pia, ein achtjähriges Mädchen mit blondem, kurz geschnittenem Haar. Sie trägt eine weiße Operationsmaske vor dem Mund, auf ihre linke Hand ist ein Mund, Hannah gemalt, auf ihre Rechte, Ina, ebenfalls.
IMMANUEL: Wo warst du denn, wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht!
Pia tritt bis zur Zimmermitte und fängt an sich im Kreis zu drehen
HANNAH: Gesucht habt ihr,
nach ob'n, nach unten
INA : Gesucht habt ihr,
nach links, nach rechts
HANNAH: Gesucht habt ihr
und auch gefunden.
INA : Gesucht habt ihr
und kaum gefragt
HANNAH: Als Wolke habt
ihr mich gesehen
INA : Als Stern
an einem anderen Tag
HANNAH: Gesehen habt ihr
INA : Und Gefunden
HANNAH: Und nie
INA : wie ich so bin gefragt
HANNAH: Doch bin ich
nah an euch gewesen
INA : Doch bin ich
sinnlich stets präsent
HANNAH: Bin eins, bin eins
INA : Bin zwei, bin dreie
HANNAH: Bin Sonnenblum'
und Kerzendocht
INA : Bin Gartenzwerg
und falsche Scheine
HANNAH: Bin Arbeitstag
und Kopfsalat
Bin eins, bin eins
INA : Und bin auch fünfe.
HANNAH: So redet mich
INA : als morgen an
HANNAH: Nur ihr
ihr ruht jetzt
hart verdient
INA : Lehnt euch zurück
genießt die Sicht
viel mehr verbleibt hier nicht.
HANNAH: Hier, in des Gärtners Land.
Pia verbeugt sich.
Vorhang.


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